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TENUTE MAESTRALE 

Weingut mit Hotel – in Kooperation mit SPAZIOZERO

Standort: Donori, Sardinien, IT

Auftraggeber: Tenute Maestrale GmbH

Nutzfläche: 1.250 m2

Planungsdaten: Direktauftrag 2020, Fertigstellung 2024

Bauweise: STB / hinterlüftete Stahplattenfassade

Fotos: Stefano Pili, Lorenzo Ciccu, Terravista, Vetroblu

Text: Wojciech Czaja

Im Süden von Sardinien wurde in den letzten Jahren ein historisches Weingut revitalisiert. Die neuen Tenute Maestrale überzeugen mit einer modernen, einladenden Produktionsstätte, die vom Anfang bis zum Ende dem Prinzip der Schwerkraft folgt, sowie einem kleinen Ökohotel, das in fünf luxuriösen Bungalows und einem luftigen Outdoor- Pavillon die Komponente Genuss neu entdecken lässt. 

Just do it! Der charakteristische Nike-Swoosh, der von einem Endpunkt zum anderen 112 Meter in der Länge misst, kann auf gleich zweierlei Art gelesen werden – einerseits als eine Art achtsam in die durchlinierte Landschaft hineingebaute Staumauer, hinter der hektoliterweise edelste Rebensäfte in Fässern und Flaschen gelagert werden, andererseits als Einladung, neues professionelles Terrain zu betreten. Ein Weinconnaisseur ist der Bauherr dieses Anwesens schon seit geraumer Zeit, keine Frage, doch erst mit dem Ankauf des historischen Weinguts Tenute Maestrale beschloss der berufliche Quereinsteiger, sich auch selbst als Winzer zu üben. 

Donori, rund 25 Kilometer von der sardischen Hauptstadt Cagliari entfernt, besticht durch eine hügelige, mit Weinstöcken durchgekämmte Landschaft. Auf einer Fläche von rund 40 Hektar Land breiten sich die Tenute Maestrale aus. Die alte Produktionsstätte war längst in die Jahre gekommen: zu eng in ihrer räumlichen Ausdehnung, zu altmodisch und unökologisch in ihren Arbeitsschritten. Und so fiel die Entscheidung, das neue Weingut ein paar hundert Meter nach Südwesten zu verlagern, an einen gut erschlossenen Ort mit besten Aussichten und Arbeitsbedingungen. 

Auffälligstes Element ist die zweigeschossige, in einem großen Radius gebogene Mauer, die bis auf wenige Fenster- und Loggienöffnungen vollflächig mit Streckmetall aus Cortenstahl verkleidet ist. Der oxidierte, in seiner Erscheinung poröse und mit Licht und Schatten spielende Baustoff versteht sich als bauliche Neuinterpretation der fruchtbaren, ockerfarbenen Landschaft und fügt sich in einer herben, trockenen Herbstlichkeit fast unauffällig in die Topografie. 

Während hier vorne, mit Weitsicht ins Tal hinein, Shop, Verkostungsraum, Veranstaltungssaal, eine atemberaubende VIP-Loggia sowie eine kleine Betriebseinliegerwohnung für den Winzer untergebracht sind, verschwindet die eigentliche Weinproduktion – von der Traubenanlieferung bis zur Abfüllung – fast unsichtbar in den unterirdisch versteckten Baukörpern. Der Tiefbau verleiht der gesamten Produktionslinie eine übers ganze Jahr konstante Raumtemperatur und reduziert auf diese Weise den Kühl- und Energiebedarf. Ein gläserner Pavillon, eine kreisrunde Einbringöffnung für die angelieferten Trauben und ein paar in die intensiv begrünte Dachlandschaft eingeschnittene Oberlichter sind die einzige Schnittstelle zwischen Architektur und Kulturlandschaft. 

Ein paar Gehminuten vom Weingut entfernt, enthoben auf einer Hügelkuppe, versteckt zwischen Baumgruppen und mediterranem Gestrüpp, befindet sich ein ökologischer Hotelbetrieb, der unter der Dachmarke Agriturismo fünf luxuriöse Bungalows für jeweils drei bis vier Personen umfasst. Ein Pavillon mit Pool, Pooldeck und Outdoor-Küche lädt zu gemeinsamen Abenden ein – und sorgt dafür, dass man sich bei einem Gläschen aus den Tenute Maestrale ein bisschen besser kennenlernt.