X Architekten

WB Wohnbau Trollmann Kaserne Steyr 

Standort: Areal der ehemalige Trollmann Kaserne, Steyr, Oberösterreich

Auftraggeber: Neue Heimat / EGW

Planungsdaten: geladener Wettbewerb (Ankauf)

Planungszeitraum: Oktober 2015

Bilder: X ARCHITEKTEN

1_Städtebauliche Situation _Kontext

Das zentral „am Tabor“ gelegene ebene Grundstück stellt den Abschluss einer städtebaulichen Entwicklung dar, die im Wesentlichen durch die Errichtung der Bezirkssport- und Kulturhalle beziehungsweise dem in kürze errichteten Einkaufszentrum (mit dem zum Grundstück angrenzenden Parkhaus) bestimmt wird. Die Franklin D. Roosevelt-Straße stellt sich überdies als urbane Verbindungsachse zwischen dem Pfarrzentrum „Hl. Familie“ und dem historischen Schnallentor in Richtung Steyrdorf dar. In diesem Bereich können sowohl Grünraumqualit.ten als auch kleinstädtische Infrastrukturen (Trafik, Friseur, etc.) über das Projekt verknüpft werden.

2_urbanes_Konzept

Eine orthogonale Grundstruktur reagiert sensibel auf die vielfältigen städtebaulichen Anforderungen hinsichtlich Quartierbildung, Durchwegung und Emissionen. Die Bebauung vermittelt mit ihrer Konfiguration zwischen den unterschiedlichen Gebäudegrößen – große Shopping-Mall und kleine Einzelbaukörper des Bestandes – der Umgebung. Das Muster nimmt unterschiedliche Größen und Höhen auf, ohne diese gegeneinander auszuspielen. Dabei versteht sich die Gesamtheit der Gebäude als homogene Gruppe in seiner Größenordnung als Pendant zum Komplex der Shopping Mall, während sich die einzelnen Gebäude in ihrer Größe sich am umliegenden Kontext orientieren. Fünf unterschiedliche Baukörper(typologien) reagieren auf den jeweiligen Kontext und ermöglichen eine ideale Adressbildung für die zukünftigen BewohnerInnen. Dabei wird von einer Höhe von vier Vollgeschoßen als Basis ausgegangen. Im Norden reagiert ein achtgeschoßiger Laubengangtyp (Typ E) auf den erhöhten Verkehrslärm des Taborknotens. Ein punktförmig strukturierter Baukörper (Typ A) mit sechs Geschoßen versteht sich als Syntax des Gesamtmusters der Bebauung. Diese Baukörper sind prädestiniert für eine eigentumsrechtliche Verwertung, da diese prototypisch die Möglichkeiten von naturräumlichen Blickbeziehungen ohne Einsehbarkeit vermitteln. Das gilt auch für den Spänner (Typ C) und den Ost-West Baukörper (Typ D). Der Baukörper (C1) an der Franklin D. Roosevelt-Straße beheimatet auch die Demenzbetreuung, und den damit verbundenen Demenzgarten. Die Anordnung der Baukörper zueinander organisiert hofartige Räume, ohne die Qualitäten der Durchlässigkeit für das Gebiet zu beeinträchtigen. Vielmehr bietet der Entwurf ein Optimum an Zugänglichkeit zu den Baukörpern von unterschiedlichen Richtungen bzw. an Aneignungspotential informeller Durchwegung mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten an. Die Bebauungsstruktur mit dem Wegenetz stellt einen idealen Anknüpfungspunkt für zukünftige städtebauliche Entwicklungen sowohl im Norden, als auch im Süden des Grundstückes dar.

3_Freiraum

Der Freiraum folgt dem städtebaulichen Gesamtkonzept. Dabei setzen Elemente wie Pergolen, Gartenhütten, Fahrradabstellräume, Müllh.uschen, aber auch orthogonale Baumgruppen in den hofartigen Räumen die städtebauliche Grundstruktur in einem anderen Maßstab fort. Unterschiedliche Zusatzangebote auf den Spielplatzflächen wie der Community-Garten, Volleyball, Schach, Tischtennis und Boggia, laden Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene zum kollektiven Spielen ein. Strukturell reagiert der Bereich an der Ecke Kasernstraße und Franklin D. Roosevelt-Straße auf den urbanen Kontext. Von hier aus startet eine qualitätsvolle Durchwegung in Richtung Norden und Osten. Das Bepflanzungskonzept zoniert die Wohnanlage in private und öffentliche Bereiche, naturräumliche Inseln, Begegnungszonen vor den Eingängen, Ruhezonen und kollektive Möglichkeiten des Gärtners. Alle Wohnungen im Erdgeschoß haben Zugang zu gro.zügigen privaten Eigengärten.

4_Lärmschutz

Die zu erwartende Lärmsituation geht von den unterschiedlichen Belastungen im Norden, Osten und Süden aus. Während im Norden der hohen Emission durch eine Abschirmung mit dem achtgeschoßigen Laubengangtypus begegnet werden kann, so genügt es im Süden (vgl. Diagramm Auslobung) die Baukörper etwas zurück zu versetzen, um in einen Bereich geringerer (wenig beeinträchtigender) Emission zu gelangen. Dadurch entsteht ein Mehrwert hinsichtlich Belichtung und Durchwegung für das gesamte Grundstück. Im Osten übernimmt ein viergeschoßiger Laubengantyp (B2) die Abschirmung des Schalles für das zukünftige Parkhaus. Zusätzlich zu den städtebaulichen und typologischen Strukturen können noch bauliche Maßnahmen wie breitere Mauerlaibungen und Schallschutzfenster den Emissionsschutz erhöhen.

5_Wohnen_Baukörper

Fünf verschiedene Baukörpertypen evozieren unterschiedliche Qualitäten. Dabei unterscheidet das Projekt zwischen sechsgeschoßigen Punkthäusern (Typ A), einem schmalen Laubengangtyp (Typ B), dem „Spanner“ (Typ C) und „Zweihüfter“ (Typ D), sowie dem Laubengangtypus im Norden (Typ E). Die Grundprinzipien der durchwegs barrierefreien Wohnungen sind ähnlich. Es gibt keine Nordwohnungen und jede der Wohnungen besitzt einen 8m2 großen Balkon bzw. einen Eigengarten. Der vorgegebene Mix kann sowohl für das Nord- als auch das Südgrundstück genau eingehalten werden, wobei durch die Entwicklung aller geforderten Wohnungstypen (2 Zimmer / ca. 55m2, 3 Zimmer / ca. 75m2, 4 Zimmer / ca. 95m2) in jedem der Baukörper auch fast jeder andere Mix möglich wäre. Dies ist auch im Sinne der zukünftig angedachten Aufteilung zwischen Miet- und Kaufoption als einen wesentlichen Beitrag für eine optimale Verwertung zu sehen. Insgesamt gibt es 225 Wohnungen, wobei die Aufteilung sehr genau dem vorgegebenen Schlüssel von 15% Zweizimmerwohnungen, 75% Dreizimmerwohnungen und 10% Vierzimmerwohnungen eingehalten wird. Vor jedem Haus befindet sich ein überdachter Bereich für Fahrräder. Absperrbare Fahrradabstellräume ist im Keller jedes Hauses situiert. Die Bereiche vor den Zugängen zu den Häusern sind als Begegnungszonen ausgebildet. Im Foyer befinden sich Briefkästen und Räume für Kinderwägen.

6_Erschließung_KFZ Stellplätze

Die Haupterschließung erfolgt für das Nordgrundstück über die Kasernstraße. Und für das Südgrundstück über die Franklin D. Roosevelt-Straße. Oberirdisch sind 92 PKW-Stellplätze vorgesehen. Es sind insgesamt 285 TG-Stellplätze konzipiert, wovon 118 in der nördlichen und 167 in der südlichen Tiefgarage angeordnet sind. Pro TG-Stellplatz werden im Norden 24,4 m2 und im Süden 22,8m2 verbraucht, womit die üblichen Wirtschaftlichkeitskriterien sogar unterschritten werden. Alle Baukörper besitzen einen Zugang und Anteile an der Tiefgarage, die die Gebäude miteinander verbindet.

7_Baukonstruktion

Alle Gebäude sind als Mauermassenbau in Ziegel mit Decken aus Stahlbeton konzipiert. Zwischen tragender Außenwand und statisch wirksamem Kern sind Decken mit wirtschaftlichen Spannweiten geplant. Die Balkone werden mittels Isokorbsystem vor die Baukörper gesetzt. Dabei werden die Außenwände tragend und als Lochfassade mit sparsamen Fensteranteil ausgeführt ohne die Gestaltung der Fassade zu vernachlässigen.