X Architekten

VILLA 13 x 13 

Projektpartnerschaft mit Arch. DI Peter Reitmayr

Standort: 4240 Freistadt, Oberösterreich

Planungsdaten: Direktauftrag 2000

Bauzeitraum: Mai 2000 – Mai 2001

Fotos: Herta Hurnaus

Text: Franziska Leeb (Fachmagazin architektur)

Nähert man sich der in einer sanften Hügellandschaft nahe der tschechischen Grenze gelegenen Stadtrandsiedlung fällt die „Villa 1300×1300“ (der Name rührt von den Abmessungen des Hauses her) zuerst nur als hermetischer Block auf, der scheinbar über der Hangkante schwebt. Seine dunkelgraue Farbgebung erscheint je nach Lichtstimmung manchmal auch bläulich und betont die strenge skulpturale Form noch zusätzlich. Erst oben angekommen wird klar, dass der Quader gleichsam eine Schutzfunktion übernimmt. Wie ein schwerer Deckel liegt er auf einem Geschoß auf, das als transparenter Sockel mit durchgehend verglaster Fassade ausgebildet ist. Die Straßenfront gibt auf den ersten Blick Rätsel auf. Eine Eingangstür ist nicht zu erkennen. Ein breites Rolltor aus transluzenten Stegplatten schließt über die halbe Breite die Garage ab. Der Effekt: auch bei geschlossenem Tor wird es drinnen nicht finster und abends dient das Garagenlicht auch der Vorplatzbeleuchtung. Daneben, sichtgeschützt durch einen freistehenden Abstellraum, ein mit Kunststoffgewebe bespanntes Schiebetor: Es schirmt den Patio ab, der sozusagen die Schlüsselstelle zur Erfüllung des Anspruches in Sachen Privatheit bildet. Erst von hier kommt man zur eigentlichen Eingangstür.

Im Hof können Gäste begrüßt und empfangen werden, ohne ihnen einerseits das Gefühl zu geben, sie zu lange vor der Tür stehen zu lassen und sie andererseits auch nicht der Enge eines Vorraumes auszusetzen. Hier lässt sich aber auch ganz privat und von außen uneinsehbar das Leben im Freien gestalten. Verglaste Wände sorgen für eine Interaktion von innen und außen und lassen so zum Beispiel im Winter das ganz unmittelbare Erleben der „hauseigenen“ Winterlandschaft zu. Durch die Belichtung über den Hof kann der Fensteranteil nach außen gering gehalten werden. Ein langgestrecktes Foyer begleitet seitlich den Patio. Auf dieser Ebene liegen im Inneren verborgen hinter nussfurnierten Wänden und Türen ansonsten nur die privatesten aller Räume: die Schlafzimmer und das Bad. Letzteres wird durch einen weiteren kleinen Patio an der hangabwärts orientierten Fensterfront ebenfalls an den Außenraum angebunden. Ein dritter Einschnitt wurde in der zentralen Erschließungsachse vorgenommen. Über den aus Gitterrosten gebildeten Gang vor den Zimmern wirkt ein Glasband als Tageslichtspender. Die parallel dazu in den Wohnbereich hinunterführende Treppe wird von einem lichtdurchlässigen textilen Screen und einem nur an wenigen Punkten fixierten, dynamisch geschwungenen Handlauf begleitet.

Das geräumige Wohnzimmer im Gartengeschoß steht durch die Glasfassade im Dialog mit der Landschaft. Das über der Glasfassade auskragende obere Geschoß ruht auf einer X-Stütze, im Zentrum des Raumes wurde eine weitere Stütze in einer zentralen Säule, in der auch ein Kaminofen Platz fand verborgen. Mit braunem Leder verkleidet erhält sie den Charakter eines Möbelstücks, das den offenen Raum gliedert. Trotz seiner großzügigen Wirkung und einem umfassenden Raumangebot ist das Gesamtvolumen der „Villa 1300×1300“ sehr kompakt. Alle Wirtschafts- und Freizeiträume wurden, teils ebenfalls bestens belichtet, im Anschluss an den Wohnraum untergebracht. Im Gegensatz zum Holzboden in den Wohnbereichen kamen hier ebenso wie in den Sanitärräumen spiegelblank glänzende Epoxidharzböden zum Einsatz. Auf eine aufwändige Unterkellerung konnte durch dieses praktische Nebeneinander verzichtet und die Wertigkeit dieser gestalterisch oft weniger beachteten Bereiche auf hohem Niveau gehalten werden. Reitmayr und den x Architekten ist ein Haus von unangestrengter Eleganz und gleichzeitig hoher Zweckmäßigkeit gelungen. Es verbindet die Eigenschaften eines Bungalows mit jenen eines introvertierten Hofhauses und begegnet damit gut durchdacht der Problematik eines Bauplatzes in einer heterogenen Siedlungsstruktur, wo die Grenzziehung zum Umfeld oft eine der schwierigsten planerischen Herausforderungen darstellt.