Standort: Steinstraße 1, 4113 St. Martin i.M., OÖ
Auftraggeber: START Beteiligungsholding GmbH, KommR. Johannes Artmayr
Planungsdaten: gewonnener Architekturwettbewerb April 2020
Bauweise: STB / hinterlüftete Granitplattenfassade
Fotos: Sojin Seung
Konzeption und Architektur
Der Bauplatz befindet sich im direkten, südöstlichen Anschluss an das bestehende Verwaltungsgebäude der Fa. STRASSER. Die Zufahrt von der nahegelegenen Bundesstraße erfolgt über einen Güterweg, der sich durch einen schmalen Waldstreifen zum Firmenareal der Fa. STRASSER schlängelt. Am Ufer des angrenzenden Teiches, der von Bäumen umrandet in der hügeligen Landschaft des Mühlviertels liegt, entsteht hier das „Stoneum“.
Die Aufgabenstellung ist spannend und herausfordernd zugleich: Ein Gebäude, dass sich voll und ganz dem Thema Stein widmet.
Der Bauplatz liegt direkt am sogenannten „Granitpilgerweg“ der quer durchs Mühlviertel eine Vielzahl an Steindenkmälern, besondere Steinformationen und sonstige Attraktionen zum Thema Granit, wie eine Perlenkette auffädelt, und sich mittlerweile als rege genutztes Freizeitangebot etabliert hat.
Konzeptionell war es daher schnell klar, das Stoneum als eine weitere Mühlviertler Granitschönheit, einen scheinbar vergessenen Findling, zu interpretieren und umzusetzen. Der Formfindungsprozess wurde vom Gedanken an die wohl edelste und faszinierendste Form des Steines – den Kristall – bestimmt. Die scharfkantige, polygonale Grundform eines Diamantendiente als Modelliermasse und wurde den örtlichen Gegebenheiten und den funktionalen Anforderungen entsprechen zu einem kristallinen Monolithen geformt.
An das Bestandsgebäude über einen gläsernen Verbindungsbau angedockt, entwickelt sich das eingeschossige Gebäude, in seiner Höhe ansteigend, hoch um sich am östlichen Gebäudeende turmartig gegen den Himmel zu strecken. Das Stoneum tritt damit durch seine längliche Selbstähnlichkeit mit dem bestehenden Langbau der Verwaltung in ein direktes Spannungsverhältnis zur Umgebungsbebauung. Durch Enge und Aufweitung entstehen spannende Zwischenräume und räumliche Korrespondenzen.
Konstruktion und Material
Das Gebäude greift das in der Baukultur des Mühlviertels seit Jahrhunderten vorherrschende Thema des sogenannten „Steinbloß“ Mauerwerkes als gestalterisches Zitat auf und spannt somit den Bogen von ruraler (Stein)Bautradition hin zur zeitgenössischen Architektur der Gegenwart.
Die Außenhülle der monolithischen Skulptur des Stoneums ist zur Gänze mit versetzt angeordneten, unterschiedlich großen Granitplatten verkleidet und stellt so über das Verwenden vom in der Region abgebauten Werkstoff den direkten Bezug zum Produktionsstandort Mühlviertel her.
Die darunter liegende Stahlbeton-Tragkonstruktion gießt den Entwurf in einen homogen fließenden Baukörper, der die statischen Herausforderungen an Spannweiten und Gebäudehöhen wunderbar meistert. Diese Stahlbeton-Hülle bleibt im Inneren des Gebäudes zur Gänze sichtbar und bietet, gemeinsam mit dem geglätteten Betonboden den idealen Hintergrund um die gestalterische Vielfalt des ausgestellten Materials Stein optimal in Szene zu setzen.
Der fließend zusammenhängende Innenraum des Stoneums wir im Grunde durch drei, unterschiedlich große „Kerne“ strukturiert. Jeder dieser Kerne beinhaltet unterschiedliche Funktionen und ist außen zur Gänze mit Steinoberflächen verkleidet. Der Höhenentwicklung – von gedrungen nieder bis luftig hoch – folgend, entwickelt sich auch die Wahl der Steinverkleidung von einer schwarz/braunen Umhüllung des Sanitärblockes direkt im Eingangsbereich, über eine sanft, grünliche Verkleidung des „STRASSER Chef`s Table“ genannten Raumes, der einen großen Küchenblock und eine ebenso große Speisetafel für kulinarische Höchstgenüsse beherbergt. Im hintersten und höchsten Bereich sitzt der dritte Kern, in einem fein marmorierten, hellgrauen Stein verkleidet ragt er den Luftraum im Inneren des Turmes empor.
Organisation und Nutzung
Die BesucherInnen betreten das Gebäude über einen gläsernen Verbindungsbau zwischen bestehendem Verwaltungsbau und dem Stoneum. Ein großer liegender Steinblock bildet den Empfangstresen von dem aus die Entdeckungsreise gestartet wird. Durch eine Öffnung in der schräg geneigten Außenwand betritt man die Ausstellungsfläche in einer mystisch, dunklen, vielleicht sogar höhlenartigen Raumstimmung, vorbei am gemütlichen Lounge-Bereich rund um eine offene Feuerstelle linker Hand, dem mit dunklem Stein verkleideten Sanitärkern rechter Hand. Anschließen weitet sich der Raum, es wird heller. Wie eine Kluft öffnet sich die Außenhaut über eine vom Fußboden weg schräg ansteigende Verglasung hin zu einer großen Terrasse bis zum vorgelagerten Teich samt den ihn umfassenden Bäumen. Dieser Bereich bietet im Speziellen einen idealen Platz für z.B. skulpturale Ausstellungsstücke. In der Mitte des Stoneums befindet sich auch der so genannte „STRASSER Chef`s Table“ ein, über eine Schiebetür erreichbarer, rund sieben Meter hoher Koch- und Verkostungssaal der für die ganz besonderen gesellschaftlichen und kulinarischen Erlebnisse bereit steht. Der ebenerdige Ausstellungsbereich fließt nun weiter bis in den hinteren Bereich, wo er unter dem auskragenden Teil des dritten, polygonal geformten Gebäudekernes endet. Im Inneren des Kernes befindet sich eine Treppe und ein Aufzug, der die BesucherInnen eine Etage höher in einen „STRASSER Forum“ genannten Vortragssaal bringt um noch eine Ebene drüber in der „STRASSER Galerie“ zu enden.
Zur abschließenden Stärkung, aber auch für die tägliche Verköstigung der MitarbeiterInnen der Fa. STRASSER befindet sich auch gleich direkt über den Eingang erreichbar das „STRASSER Bistro“ das von einer im hintersten Teil des südlichen Gebäudeendes gelegenen Kantinenküche bedient wird.
Text: David Birgmann, März 2021