Standort: Wahringerstraße 30, Linz, Oberösterreich
Auftraggeber: Diözese Linz
Grundstück: 4.843 m²
Planungsbeginn: Februar 2008
Nettogrundrissfläche: 840 m²
Fertigstellung: Sommer 2011
Kunst am Bau: Gerhard Brandl
Fotos: David Schreyer
Die Seelsorgestelle der Diözese Linz am Standort des Stahlkonzerns voestalpine soll liturgischen und weltlichen Zwecken gleichermassen dienen. Das Grundstück liegt als „Niemandsland“ zwischen Verkehrsadern und Industrieareal und bedarf einer starken neuen Prägung.
Die Untersuchung von Mensch und Arbeit im Stahlkonzern führte zur komplementären Ergänzung durch „gebaute Landschaft“. Ein bestehendes Waldstück stellt den konzeptionellen Ausgangspunkt dar: eine „Oase für die Menschen“, welche als gebaute Landschaft behütet in einen grünen Hügel eingebettet ist. Da die Arbeitswelt der voestalpine durch alle nur erdenklichen Hochbauformen dominiert ist könnten konventionelle Kirchenbautypen keine eigenständige Bedeutung erreichen.
In den Hügel eingeschnitten verläuft die Hauptfurche zu den Zugängen, verbreitert sich zum grünen Platz um anschließend als schräge Fläche nach oben zum Wald zu führen. Die Böschungsflächen aus dunklem Schlackenstein sind geschüttet oder als Waschbeton verarbeitet. An den Kanten befinden sich das Kreuz, die Wald- und Wiesenränder und die hölzerne Waldhütte. Die Bepflanzung verdichtet sich vom Rasen über eine Nutzpflanzenzone zum Nadelwald. Beim Aufstieg auf die Dachfläche über Wege und Treppen passiert man die stählerne Automobilhütte sowie den Garten von Wohnung und Jugendraum.
Das „landschaftliche“ Konzept ist auch für die Innenräume bestimmend. Die Erschliessungsschlucht trennt den Funktionsbereich mit Büros, Sozialraum, Werkstätte vom gesellschaftlichen-sakralen Bereich mit Garderobe, Bar, Veranstaltungsraum und Kapelle. Der eingeschnittene Glockenhof strahlt die quadratischen Felder und die am Boden stehende Glocke eine kontemplative Wirkung aus. Ein Hohlraumsystem unter der Glocke dient der Verbreitung des Klanges („Schachtglocke“ im „invertierten Turm“).
Kapelle, Veranstaltungsraum und Bar werden als Haupträume des gesellschaftlich-sakralen Bereichs durch die in Dreiecksflächen aufgelöste Raumschale zusammengefasst. Die kristalline Geometrie spannt eine Bedeutungsebene zur heiligen Barbara als Patronin der Seelsorgestelle und als Schutzheilige des Bergbaus. Zwei Schiebewände ermöglichen wahlweise vereinzelte oder verbundene Räume für die verschiedenen Feiersituationen. Der ganz offene Gesamtraum beherbergt Kapelle und Bar und etabliert auf diese Weise einzigartige Offenheit und Integration.