X Architekten

Großer Meran 

Standort: Merangasse 55, Graz

Auftraggeber: Chronos Wohnbau Gruppe GmbH

Planungsdaten: Direktauftrag 2016, Gesamtfertigstellung 2022

Bauwerksdaten: Nutzfläche 4.823 m2

Bauweise: STB / Mauermassenbau

Fotos: David Schreyer

Text: Manuela Hötzl

Um die massive Wirkung des Baukörpers zu reduzieren, werden die Wände im Grundriss im Zickzack gefaltet. Das funktioniert so: Die polygonalen Umrisse der Decken definieren den „äußeren Baukörper“, für die Faltungen wirken sie wie weiße Zeilen, in die die Falt-Partitur der getönten Wände geschrieben wird. Es ergibt sich ein Vor und Zurück mit Wand und „äußerer Fassade“. Das Spiel zwischen klaren Kanten und gefalteten Flächen erzeugt eine strukturierte Leichtigkeit und räumliche Tiefe. Ineinander und übereinander.

Stadtfigur 

Die Merangasse ist eine städtische Hauptstraße in Graz, die beim Überschreiten des Leonhardbaches den Übergang zwischen Gründerzeitstadt und neuer suburbaner Stadt bildet. Diese heterogene städtebauliche – und unfertige – Umgebung im Bezirk St. Leonhard verlangte nach einer prägnanten Stadtfigur. Zwischen den Rückseiten und Feuermauern von Gründerzeitblöcken, vereinzelten Vorstadthäusern, Nachkriegshochhaus und Brachen wird der L-förmige Baukörper in das polygonale Grundstück eingepasst. 

Diese Übergänge sind häufig Thema des städtebaulichen Diskurses über Differenz und deren Strukturen. Wo endet und wo beginnt Stadt? Was kann Nachverdichtung leisten? Die enorme Baumasse des Neubaus bietet die Chance, diese bisher chaotische Stadtkante klarer zu formen. 

Das große Gebäude bildet den „Missing Link“, schafft eine Aufwertung und Nachverdichtung des Viertels und gleichzeitig eine Integration des Ensembles in der Stadt. Hier macht die hohe Bebauungsdichte Sinn, da an die Stadt etwas zurückgegeben werden kann. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Grazer Gestaltungsbeirat konnte eine Verbesserung der städtischen Struktur und eine retrograde Einbeziehung des Bestandes der Umgebung erreicht werden. Wichtiger Effekt: Das Nachkriegshochhaus bekommt ein Gegenüber. Dadurch werden die umgebenden Gebäude nachträglich sinnvoll kontextualisiert. 

Der Baukörper selbst, als massives Volumen, wird durch ein Zickzack der Außenwände aufgebrochen. Die Decken behalten den polygonalen Umriss und bilden Außenräume für alle Wohnungen. Das Spiel zwischen klaren Kanten und gefalteten Wänden erzeugt eine strukturierte Leichtigkeit und räumliche Tiefe. Moderner Wohnbau einmal ohne auskragende Balkonboxen!