Standort: Braunau, OÖ
Auftraggeber: privat
Planungsdaten: Direktauftrag Weihnachten 2013
Baubeginn: September 2014
Fertigstellung: Weihnachten 2015
Nutzfläche: 280m2
Konstruktion: STB
Bilder: David Schreyer
Der Winter ist vorbei. Das Eis hat sich zurückgezogen. Die Pflanzen beanspruchen ihren rechtmäßigen Platz. Nicht das Eis der vergangenen kalten Monate. Nein, das der letzten Eiszeit. Zurückgelassen hat sie im oberösterreichischen Braunau einen einzelnen Felsblock. Ein Findling im nun satten Grün. Ganz so scheint es, wenn man das Gartenhaus von X ARCHITEKTEN betrachtet. Ein massiver Fels, der sich naturnah und wie selbstverständlich in seine Umgebung integriert. „Hätten wir eine weiße Villa in diesen Garten gesetzt, sie würde optisch massiv ihren Platz fordern. Es ging uns aber um die Verzahnung von Haus und Natur. Beim Stahlbeton waren der Bauherr und wir uns deswegen sofort einig. Eine schöne Kombination, eine gewisse Neutralität und trotzdem eine Haptik“, begründet Architekt David Birgmann das hier alles bestimmende Material. Einigkeit herrschte aber nicht nur bei dieser Wahl. Die gute Zusammenarbeit zwischen Herrn Burgstaller, dem Bauherrn, und dem Architekturbüro zeichnet das ganze Projekt aus. Dabei wurde das Haus nicht für den Bauherrn entworfen, sondern für seine Tochter und ihre Familie. Sie hat – zu Recht – immenses Vertrauen in die gestalterischen Ansprüche ihres Vaters.
So war zum Beispiel eine pavillonähnliche Bebauung gewünscht, um mit dem Grundstück in Kontakt zu bleiben. Man wollte sich aber auch mit dem Flächenverbrauch kritisch auseinandersetzen. Was nach einem klaren Widerspruch klingt, wurde mit einem Vorschlag des Bauherrn aufgelöst. Ein Dachgarten. „Als diese Idee im Vorentwurf entstand, spannte sich plötzlich eine gewaltige dritte Ebene auf. Die vollflächige, intensive Begrünung trägt der Bebauung Rechnung. Wir konnten bepflanzen, was wir versiegelt haben. Eine ganz eigene Welt“, schwärmt der Architekt. Ein Landschaftsarchitekt wurde nicht benötigt, der Bauherr ist für das Konzept und die gärtnerischen Inhalte verantwortlich, umgesetzt wurde es von X ARCHITEKTEN. Diese eigene Welt wurde über eine Außentreppe mit dem ebenerdigen Garten verbunden. Hier findet sich auch das Gartenhaus des Gartenhauses, dieses wurde von dem Künstler Sepp Auer als multifunktionale Skulptur angefertigt. Außerdem wird hier unten die Verzahnung von Außen- und Innenraum besonders schön sichtbar, denn aus jedem Zimmer ist die Nähe spürbar. Ein gestalterisches Konzept wie aus einem Guss. Kein Wunder, denn hier wurde zur Gänze nach den Entwürfen von X ARCHITEKTEN gearbeitet. Von der Aussenhülle bis zur Vorhangstange. „Neben dem Dachgarten ist für mich persönlich die Entwicklung des Hauses selbst ein Projekt Highlight. Es ist wahnsinnig leicht von der Hand gegangen. Alles war klar. Alles hat sich richtig angefühlt.“ Es hat sich nicht nur so angefühlt, es ist auch alles richtig. Denn ganz selbstverständlich steht das Gartenhaus nun in Braunau. Als wäre es schon seit der letzten Eiszeit da.
(Text: Rosa Schaberl, „Graues Grün, Grünes Grau“ – 100 Häuser)