Neubau WH A.
Standort: Ottensheim, OÖ
Auftraggeber: privat
Planungsdaten: Direktauftrag, Fertigstellung Winter 2023
Bauwerksdaten: Nutzfläche 300 m2
Bauweise: STB
Fotos: David Birgmann
Text: Wojciech Czaja
Wie ein schwarzer Keil, mit einem Skalpell aus dem Schnee herausgeschnitten, ragt das Haus Arslan als prismatischer Baukörper aus der Winterlandschaft. Die scharfen Schnitt-ebenen formen Dreiecke und Parallelogramme, die sich durchs ganze Haus ziehen. Holz zu Holz, Erde zu Erde, Asche zu Asche: Hinter der dunklen, verkohlten Yakisugi-Fassade – auch besser bekannt als Shou Sugi Ban – verbirgt sich ein eckiges, zweigeschossiges Wohnen mit dreieckigem Innenhof, Pool-Parallelogramm und einer ausblickreichen Kommandobrücke in die Ferne. Ob die konsequent verzerrte Geometrie wohl auch Auswirkungen auf das Wohnen und Schwimmen hat?
Das nördliche Oberösterreich am linken Donauufer ist für seine weichen, hügeligen Landschaften bekannt. Darunter verbergen sich jedoch mitunter harte, kantige, unsichtbare Grundstücks- und Katasterlinien. Genau dieses kontrastreiche Spiel lieferte auf dem kleinen, trapezförmigen Hanggrundstück in der Nähe von Ottens- heim den Stoff für die Form- und Gebäudefindung.
Von der Straße aus betrachtet schiebt sich ein zwei-geschossiges Prisma aus der Erde; am hinteren Ende des Grundstücks verschwindet der Baukörper vollends in der Topografie. Auf der unteren Etage, die sich als mineralisches Bollwerk präsentiert – mit zwei auf-geklappten Wangen links und rechts –, befinden sich Eingang, Garagenzufahrt, Atrium, Gästezimmer und ein kleiner, intimer Wellness-Bereich. Über eine dreieckige Wendeltreppenskulptur – eckig in Beton gegossen und präzise mit Eichenholz verkleidet – gelangt man auf die Wohnebene eine Etage höher.
Hier hat es sich das Paar gemütlich gemacht. Sie, ursprünglich aus Linz, und er, ein Deutscher mit türkischen Wurzeln, sind aus Stuttgart nach Linz gezogen – und als Bauherrn sind sie wie Yin und Yang, wie kalt und warm, wie hart und weich, wie laut und leise, wie introvertiert und extrovertiert. Das Haus schafft es, diese Gegensätzlichkeiten mit geschütztem Atrium, parallelogrammiger Poollandschaft und einem sich abwechselnden Material-Potpourri in einer homogenen Großform zu vereinen.
Während das Haus innen mit Betonwänden, gespachtelten Böden und sogar schrägen, parallel verschwenkten Türlaibungen und Durchgängen aufwartet – kein Milli-meter Spielraum für organische Freiheit und geometrische Unplanbarkeit –, wurde die expressionistische Skulptur außen in ein weiches Kleid aus Shou Sugi Ban gehüllt. Die Brandbehandlung und künstliche Kohle-schicht verleiht den horizontalen Holzlatten nicht nur eine poetische Weichheit, sondern auch eine langjährige Robustheit gegen Frost, Regen und Schädlinge. Aus dem Arbeitszimmer, das wie eine Kommandozentrale in der spitzwinkeligen Ecke des Hauses positioniert ist, flieht das Auge in die Ferne.
Text: Wojciech Czaja