X Architekten

Aufstockung Intensivstation Tirol Kliniken 

2nd PRIZE!
Generalplaner-Verhandlungsverfahren
„Landeskrankenhaus IBK Chirurgie Zubau West Aufstockung Intensivstation“

Standort: Innsbruck

Auftraggeber: Tirol Kliniken

Planungsdaten: Wettbewerbsbeitrag 2024, 2. Platz

WB Team: L-Bau-Engineering, ZTW

Text und Fotos: X ARCHITEKTEN

Konzept Außenraum/Städtebau

Der Bauplatz befindet sich in einer städtebaulichen Übergangszone zwischen einer urbanen, heterogenen Bebauungsstruktur und einer kleinteiligeren Wohnbebauung, die von einem höheren Grünanteil geprägt ist. Diese Spannungszone wird im Entwurf sensibel aufgegriffen: Die geplante Aufstockung integriert organische Formen in die urbane Großstruktur und übersetzt diese in eine klare Architektursprache. Die Lamellenfassade erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten, das durch ihre wellenförmige Gestaltung subtil Bewegung und Lebendigkeit vermittelt.
Diese dynamische Fassade verleiht dem Gebäude eine leichte, atmende Wirkung und lässt die Aufstockung als bewusst entmaßstäbliches Volumen erscheinen. Dadurch wird die heterogene Bestandsstruktur beruhigt und in ein harmonisches Ganzes überführt. Die achteckigen Stützen, verjüngen sich nach oben hin und münden in eine geschwungene, pilzartige Topografie. Diese Struktur schafft nicht nur eine lebendige und spannende Untersicht, sondern mindert die visuelle Schwere der Auskragung und bereichert dadurch den Straßenraum.
Das Spiel von Licht und Schatten wird durch eine dezente Beleuchtung betont, die entlang der Fuge zwischen Aufstockung und Bestand verläuft. Diese gezielte Lichtinszenierung unterstreicht die architektonische Formensprache und schafft eine subtile, atmosphärische Spannung in der Dämmerung. Die Bestandsfassade wird im 3. und 4. Obergeschoss nahtlos weitergeführt, um ein einheitliches, geschlossenes Erscheinungsbild zu gewährleisten. Das letzte Fensterband im Flachbau fortgesetzt als Bildfensterband im Bereich des Exoskeletts markieren dabei eine bewusste Fuge im Übergang zum Bestand.

Fassade:

Die Lamellen weisen eine Stärke von etwa 1 cm auf, bei einem Abstand von 50 cm zueinander. Die Wellenform erstreckt sich mit einer maximalen Ausladung von 35 cm, wodurch der freie Ausblick nahezu ungehindert bleibt.
Durch die vertikale Anordnung der Lamellen wird die direkte Sonneneinstrahlung an den Süd- und Westfassaden um etwa 25% verringert. Dies ermöglicht eine deutliche Reduktion der Nutzung des außenliegenden Sonnenschutzes und verlängert die Phasen, in denen ein ungestörter Blick nach außen gewährleistet ist.

Innere Funktionalität

Die funktionale Erschließung des Gebäudes erfolgt vertikal über einen Liftturm und einen verlängerten Aufzug, der direkten Zugang vom OP-Bereich bietet. Diese Erschließungselemente führen zum zentralen Verteilergang, der die drei Cluster der Intensivstation miteinander verbindet. Jedes Cluster kann unabhängig erreicht werden, ohne den laufenden Betrieb der benachbarten Bereiche zu stören, was eine effiziente und reibungslose Organisation des Klinikbetriebs ermöglicht. Der zentrale Erschließungsbereich bietet zudem Räume, die von allen drei Clustern gemeinsam genutzt werden können, ohne dass eine räumliche oder funktionale Trennung überwunden werden muss.
In der Mitte des Erschließungsbereichs befindet sich ein kleiner, natürlich belichteter Aufenthalts- und Verweilbereich für das Personal. Dieser helle Raum mit Blick nach außen trägt zur Aufwertung der gesamten Verkehrszone bei und schafft eine angenehme Atmosphäre, die sowohl Erholung als auch informellen Austausch fördert. Die Station selbst ist durch lichte, großzügige Gänge geprägt, die beim Betreten der Cluster einen direkten Außenbezug durch die angrenzenden Lichthöfe ermöglichen. Tageslicht dringt tief in den Innenraum ein, wodurch eine freundliche und beruhigende Umgebung entsteht, die sowohl für das medizinische Personal als auch für die Besucher:innen und Patient:innnen eine entspannte Atmosphäre schafft.
In den Patientenzimmern sind die Betten stets parallel zu den Fenstern ausgerichtet, um den Patientinnen einen ungehinderten Ausblick zu gewähren. Ergänzend könnte die Integration einer steuerbaren Lichtdecke in Erwägung gezogen werden, um den Raum atmosphärisch weiter aufzuwerten. Fenster zum Gang und zu den angrenzenden Substützpunkten fördern zudem eine effiziente Überwachung und erleichtern die Betreuung.
Das Farbkonzept der einzelnen Cluster nimmt die Gestaltungselemente des Dachgartens auf und transportiert die Farben der dort angelegten Blumenwiese in die Innenräume. Diese farbliche Verbindung zwischen Außen- und Innenraum schafft eine harmonische Einheit und unterstreicht den Bezug zur Natur. Funktional ist das Design der Station darauf ausgerichtet, möglichst kurze Wege zu gewährleisten. Die zentral gelegenen Stützpunkte sind hell und übersichtlich gestaltet, was eine optimale Orientierung und effiziente Arbeitsabläufe sicherstellt.

3. + 4. Obergeschoss

Die bestehenden Büros und Dienstzimmer werden zur Fassadenkante hin nach vorn verlagert, wodurch eine verbesserte natürliche Belichtung dieser Räume gewährleistet wird. Gleichzeitig erfährt die Bestandsfassade eine Beruhigung und wird in ihrer Erscheinung harmonisiert. Die dadurch neu generierten Flächen lassen sich effizient, doppelgeschossig als Logistikflächen nutzen.

Ökologie

In diesem Projekt wird die Begrünung nicht nur auf die Außenanlagen beschränkt, sondern setzt sich auch auf den Dachflächen fort, diese werden als Biodiversitäts- und Retentionsdächer mit verzögertem Wasserabfluss gestaltet, wodurch sie einen wertvollen Beitrag zur ökologisch nachhaltigen Gestaltung leisten. Die oberste Ebene des Technikaufbaus wird zusätzlich mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet.
Um eine maximale Flexibilität und eine zukunftsorientierte Umnutzung des Gebäudes zu gewährleisten, wird größtenteils auf nicht tragende Innen- und Trennwände gesetzt.
Zur Sicherstellung einer hohen Aufenthaltsqualität wird durch Lichthöfe, Innenhöfe und großzügige Öffnungen der größtmögliche Tageslichteinfall ins Gebäudeinnere ermöglicht. Eine intelligente Verschattungsstrategie gewährleistet zudem ein angenehmes Raumklima und erhöht den Nutzungskomfort.